Auswanderer Videos


1 Neuseeland
2 Hawaii
3 Ottawa Kanada
4 Edmonton Kanada
5 Lanzarote
6 Brisbane Australien
7 Vancouver Kanada
8 Sydney Australien



1-5 derzeit nicht verfügbar



Alle Rechte an den Videos bei Kabeleins über Studio 71


Interview mit Günter Lukas, Auswanderer Coach, Oktober 2008

Sie sind Unternehmer und Unternehmensberater. Wie hilft Ihnen das in Ihrer neuen Rolle als Auswanderer-Coach?

Eine meiner beruflichen Tätigkeiten war Unternehmensberater, ich war auch als Persönlichkeitstrainer und Management-Coach, vor allem aber als Führungskraft in der Wirtschaft tätig. In allen Tätigkeiten habe ich Menschen in ihrem "Fortkommen" geholfen, wenngleich weniger geografisch als jetzt. Menschen zu helfen, Ihre Träume zur realisieren, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht realistisch erscheinen, ist für mich eine sehr spannende und wertvolle Aufgabe. Meine eigene Auslandserfahrung – ich lebe in Portugal, habe ein Jahr in Japan, drei Jahre in Frankreich gelebt, und meine Lebenserfahrung helfen mir dabei.

Haben Sie denn schon vor dieser Serie Menschen beim Auswandern geholfen?

Nein, aber schon öfter Menschen in anderen Situationen bei der Verwirklichung ihrer Träume. Als Coach in Business Plan Wettbewerben, oder als Berater von Unternehmensgründern zum Beispiel. 

In beruflicher Werdegang beginnt mit einer Ausbildung zum Werkzeugmacher mit Auszeichnung und Lehrzeitverkürzung?

Ja, ich hatte das Glück, zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit diesen sehr interessanten technischen Beruf zu erlernen. Als Werkzeugmacher entwickelt man ja nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern lernt auch technisches Zeichnen, räumliche Vorstellung etc. Mein Zugang zu industriellen Prozessen hat mir später vor allem im Bereich Industriesoftware geholfen. 

Diese Erfahrung führt auch dazu, daß ich mit Menschen aus allen Gesellschaftsschichten gut zurecht komme, und das ist als Coach sehr wichtig. Und ich habe oft die Praxisferne bedauert, die Leute mit nur universitärem Hintergrund manchmal haben.




Zu welchem Teil sind Sie in der Sendung reiner Coach, und wie viel auch Lebensberater/ Psychologe?

Unser Handeln ist immer mehr oder weniger durch Kindheitserlebnisse geprägt. Es braucht also keine umfangreiche psychologische Ausbildung, um den Zusammenhang zwischen dem Auswanderungswunsch und den inneren menschlichen Ursachen zu finden. Wer weg will, hat Gründe, offene und versteckte, manchmal Abgründe.

Der Auswanderungswillige will einen Traum umsetzen, und das hat mit seinem bisherigen Leben zu tun, an dem er etwas ändern will: Raus aus dem Alltagstrott, vielleicht aus der Arbeitslosigkeit, hin zu einer leichteren Lebensweise mit weniger Bestimmungen und Gesetzen oder einfach auch nur in ein Land mit mehr Sonnenschein. 

Viele Menschen hoffen, durch das Auswandern vor ihren Problemen in Deutschland weglaufen zu können. Mit dieser Gefahr muss ich die Auswanderer natürlich konfrontieren und kritisch hinterfragen, warum sie glauben dass in einem anderen Land alles besser wird. Manchmal ist die neue Umgebung aber tatsächlich eine Hilfe, um sich mit seinen Problemen zu beschäftigen und sich selbst und sein Handeln besser verstehen zu lernen.

Wer weg will, hat Gründe...

...manchmal Abgründe!

Verraten Sie uns den häufigsten Fehler, den Auswanderer machen?

Der häufigste Fehler ist mangelnde Vorbereitung. Viele Menschen wollen in ein Land, in dem sie noch nie zuvor waren. Das kennen sie von Erzählungen, von Bildbänden oder von Filmen. Wer so auswandert, geht ein sehr großes Risiko ein. Davon halte ich nichts! 

Aber darum gibt es ja den Auswanderer-Coach. Ich schaue mir die Träume der Menschen an und versuche, sie mit der Realität in Einklang zu bringen. Stimmen die Klischees vom Traumland? Haben die Auswanderer genug Startkapital für den Umzug? Wovon werden sie in der neuen Heimat leben? All das sind Fragen, die schon hier in Deutschland geklärt sein müssen. Und für viele Fragen muss man einfach vor dem Auswandern mal ins Ausland gereist sein, um sie beantworten zu können.
Der häufigste 
Fehler ist mangelnde Vorbereitung

Wo liegt Ihrer Meinung nach die größte Hürde beim Auswandern? Visa, Sprachkenntnisse, finanzielles Polster etc.?

Für die meisten Auswanderer ist das größte Problem im Ausland auch das größte Problem in Deutschland: Geld! Wer sich irgendwo anders eine neue Existenz aufbauen möchte, braucht Startkapital und eine Qualifikation, die im Traumland gefragt ist.

Einreisebestimmungen sind formale Probleme, die kann man lösen; eine Sprache kann ich lernen. Aber wenn mir nach drei Monaten im Ausland das Geld ausgeht, habe ich schlechte Karten. Kaum ein anderes Land der Welt hat ein derart dichtes soziales Sicherungsnetz wie Deutschland. Wer im Ausland wegen finanzieller Schwierigkeiten fällt, fällt tief!

Wie stellen Sie in der Sendung fest, ob Leute fit zum Auswandern sind? Ab wann würden Sie abraten?

Es gibt ganz klare Kriterien, die ich in jeder Sendung abfrage: Ich schaue mir an, wie die Menschen leben; ich frage nach ihrem Auswander-Traum; ich überprüfe ihre finanzielle Situation in Deutschland und errechne mit ihnen, was sie im Ausland für die ersten sechs Monate an Kapital benötigen; auch die Beziehungen innerhalb einer Gruppe schaue ich mir an – und ob die Auswanderer bereit sind, in Deutschland alles hinter sich zu lassen: Verwandte, Freunde, Besitz, Heimat und durchaus auch bestimmte Lebensmittel wie Schwarzbrot und Schweinebraten. 

Wenn ich merke, dass auch nur bei einem Punkt mehr Gründe für Deutschland sprechen als fürs Auswandern, dann sage ich das auch deutlich. Doch letztendlich ist jeder seines eigenen Glückes Schmied: Ich kann nur mein Wissen und meine Erfahrung zur Verfügung stellen. Die Entscheidung für oder gegen das Auswandern muss letztlich jeder selbst treffen.

Die Entscheidung muss jeder selbst treffen!

Nehmen Sie als Coach den Leuten die Arbeit komplett ab, oder strukturieren und delegieren Sie eher Aufgaben?

Ich gebe Hilfe zur Selbsthilfe. Die Menschen müssen selbst erkennen, was gut und nötig ist für sie und was nicht. Ein Coach bespricht die Ziele mit seinen Schützlingen und versetzt diese durch seine Hinterfragungen, Antworten und Ratschläge in die Lage, seine Aufgabenstellungen selbst zu meistern. Er übernimmt diese Aufgaben nicht selbst. Der Begriff Coach kommt ja aus dem Sport, z.B. im Fußball: Der Coach erarbeitet mit den Spielern die Strategie, kann von außen Fehler feststellen und Verbesserungsmöglichkeiten einfließen lassen. Spielen müssen die Spieler selbst, und das können sie meist auch besser als der Coach!

Manchmal kann ich mit konkretem Wissen weiter helfen. Wenn ich weiß, wo man sich im Ausland um einen bestimmten Job bewirbt oder wo man günstig wohnen kann, dann sage ich das natürlich. Im Ausland müssen die Auswanderer alleine klar kommen. Wer bei jedem Schritt Hilfe und Vorgaben braucht, wird es nicht schaffen.

Im Ausland müssen die Auswanderer alleine klar kommen

Ist es sinnvoll, die Zelte in Deutschland komplett abzubrechen, oder sollte man sich in der alten Heimat lieber ein "Hintertürchen" offen halten?

Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Ich glaube nicht an „Auswandern auf Probe“, obwohl es ja viele Menschen gibt, die mal eine zeitlang im Ausland leben und dann wieder kommen. Doch das sind Menschen, die gehen wegen eines konkreten Job-Angebotes ins Ausland. Das ist nicht meine Klientel. Ich helfe Menschen, die sagen: Ich will weg aus Deutschland – und zwar für immer! Das ist wie beim Fallschirmspringen: Wenn man mal raus ist aus dem Flugzeug, gibt es kein zurück mehr. Und dieses Gefühl vermittle ich den Leuten auch – überlegt euren Schritt gründlich, aber wenn ihr ihn tun wollt, dann tut ihn auch. Voll und ganz! Wer das schafft, der wird es auch schaffen, irgendwann, um viel Lebenserfahrung reicher, wieder nach Deutschland zurückzukehren – dafür braucht es gar kein Hintertürchen.


Wohin würden Sie selbst auswandern, und warum?

Ich bin Kosmopolit. Das kommt durch meine vielen Reisen, ist aber auch familiär geprägt, denn meine Grossmutter war Böhmin und meine Eltern aus dem Sudetenland. Mein Wohnsitz in Portugal hat nie dazu geführt, dass ich mich als Auswanderer betrachtet hätte. Meine Situation ist insofern mit der meiner Klienten nicht vergleichbar.

Mein Traum ist es, mehr Zeit auf dem Meer, beim Segeln, also vor der Küste verschiedener Länder, und nicht in einem Land zu verbringen. Eine wichtiges Reiseziel wäre der Bajkal-See.

Und es gefällt mir nach wie vor sehr gut in Deutschland und in Europa!

Welche Situationen haben Sie in Ihrem Leben erlebt, in denen Sie selbst „Auswander-Coaching“ benötigt hätten?

Ich habe ein sehr gutes „Einwanderercoaching“ für meine geschäftliche Tätigkeit in Japan durch das „EU-Center for Industrial Cooperation“ in Tokio erhalten, in dem ich auf die wirtschaftlichen und kulturellen Unterschiede vorbereitet wurde. Aber Japan oder auch China sind natürlich weitaus schwierigere Einwanderungsziele, da sind Australien oder Kanada eher einfach.

Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit mit den Familien besonders wichtig?

Der offene Umgang miteinander. Ich kann nicht das Leben von anderen retten. Ich kann nur einen Anstoß zur Veränderung geben und Hilfestellung bei manchen Schritten. Deshalb müssen die Menschen, mit denen ich arbeite, offen sein und mir möglichst viel von ihrer Lebenssituation und ihren Träumen erzählen. Umgekehrt dürfen die Familien von mir erwarten, dass ich ihnen ehrlich meine Einschätzung sage und ihnen all mein Wissen und meine Erfahrung zur Verfügung stelle. 

Ich nehme die Träume meiner Klienten ernst. Nur wer träumt, kann auch Träume verwirklichen, und auch ein nicht verwirklichter Traum ist besser als keiner. „Du bist ein Träumer“ ist für mich keine Kritik, sondern eine Ausgangsbasis zum Handeln. Dann helfe ich, Träume in Pläne und Pläne in konkret abzuarbeitende Aufgaben umzusetzen.

Und ich ermutige: Die meisten Risiken sind kleiner als vermutet, die meisten Ängste übertrieben. Das Schlimmste was passieren kann, ist, um einige wesentliche Erfahrungen reicher zu werden. Das Beste was passieren kann: Ein Traum wird wahr. 

Am Zufriedenstellendsten sind die Erfahrungen, die ich in der persönlichen Beziehung mit den Familien gemacht habe. Oft stellt es sich ja für den Zuschauer so dar, als seien diese Leute äußerst naiv und unwissend. Aber gerade diese Leute haben häufig ein unterschätztes Potential. Der Satz: "Die können nichts, aber auch nichts dafür" ist schon deswegen teilweise richtig, weil sich nie jemand mit ihnen beschäftigt. Und da war es schon erstaunlich, welche Veränderungen ich innerhalb der Familien in kurzer Zeit bewegen konnte, ganz unabhängig vom Auswandern.
















Ich nehme die Träume meiner Klienten ernst und ermutige...

Was sind derzeit die beliebtesten Auswanderungs-Länder der Deutschen?

Auf Platz 1 steht die Schweiz, denn dort gibt es einen massiven Fachkräftemangel. Wer eine gute Ausbildung hat, ist in der Schweiz gesucht und hat einen hohen Lebensstandard bei gleichzeitig sehr geringen Steuern. 14.000 Deutsche wollen jedes Jahr in das Land der Fränkli und des Schweizer Käses. Auf Platz 2 steht die USA, dann kommen Österreich und – wer hätte es gedacht – Polen. Das sind vor allem Spätaussiedler, die in ihre Heimat zurückkehren. Aber auch hochqualifizierte deutsche Fachkräfte im Industrie- und Dienstleistungsbereich. 

Spanien steht erst auf Rang 5. Im Trend liegt gerade Kanada, weil dort noch ein großer Bedarf an Handwerkern und Facharbeitern ist. Insgesamt werden wir eine Trendänderung feststellen, hin zu den sogenannten Schwellenländern, denn dort gibt es Wirtschaftswachstum, und damit berufliche Chancen. 2007 sind rund 165.000 Deutsche ausgewandert. Allerdings: Es gab auch 111.000 Rückwanderer!

Welche Länder sind am schwierigsten, welche am leichtesten, um als Auswanderer Fuß zu fassen?

Generell gilt: Je größer die kulturellen Unterschiede sind, desto schwerer ist es, sich dort einzuleben. In Österreich und der Schweiz haben Deutsche kaum Probleme. Auch die US-Amerikaner machen es Ausländern mit ihrer offenen und toleranten Art leicht, Zugang zum American way of life zu finden. Wer dagegen nach Afrika und Asien will, muss sich an große kulturelle und klimatische Unterschiede gewöhnen. Viele Europäer kommen z.B. mit der asiatischen Mentalität nur eine kurze Zeit zurecht. Andererseits ist das Leben dort natürlich auch besonders lehrreich und spannend. 

Was sind die wichtigsten Dinge, die man checken sollte, bevor man auswandert?


Kurzversion der obigen "Punkte, die man beachten sollte...", so veröffentlicht im Fokus Nr. 44 vom 27.10.2008

>> HOME <<